Die Kostenrechnung
Die Kostenrechnung
Teil 1
Jedes Unternehmen, gleich ob es eine Ware herstellt, verkauft oder eine Dienstleistung anbietet, muß nicht nur seine eigenen Kosten zur Existenzsicherung in seine Verkaufspreise einrechnen, sondern auch Steuern sowie einen angemessenen Gewinn.
Je nach Art und Größe des Unternehmens erfolgt dieses individuell auf die jeweilige Situation angepaßt.
Für Schülerfirmen ist die Kostenrechnung relativ einfach.
Trotzdem sind dafür folgende Informationen für die Berechnung notwendig
- Gemeinkosten
- die individuellen Produktkosten,
- und eine möglichst genaue Absatzplanung
1. Gemeinkosten
- Das sind die Kosten, die bei jedem Geschäftsbetrieb unabhängig von der Umsatzgröße anfallen konnen.
Dazu gehören:
- a. Anschaffungen , wie z.B.
je nach Art des Geschäftsbetriebes Werkzeuge für PC / Reparaturen
PC mit Software, Drucker
Bürogrundausstattung wie Ordner, Locher, Hefter, Papier,
Nähmaschine,
Videokamera,
Küchengeräte
b. Marketingkosten
Kosten für Marktforschung
Flyer
Plakate
Anzeigen
c. Sonstige Kosten, die anfallen können,
Miete
Standgebühr
Energie
Fahrkosten
- 2. Produktionskosten
Material und Zubehör
Vorlagen und Muster
Lohn- und sonstige Kosten
Provision
- 3. Absatzplanung
Eine Kostenrechnung unter anteiliger Aufteilung der Gemeinkosten lässt sich nur dann durchführen, wenn Absatzdaten, d.h.geplante Verkaufszahlen in Stück vorliegen.
Dabei muß bedacht werden, dass wenn die Absatzplanung zu hoch angesetzt ist, die Gemeinkosten nicht vollständig weitergegeben werden, und ein Verlust entstehen kann.
Wird dagegen mehr verkauft als geplant, liegt der Gewinn höher.
Unter Einbezug der vorgenannten Faktoren ein Beispiel einer kleinen Schülerfirma die Brötchen in einer Cafeteria verkaufen mit geringen Kosten:
Geplanter Absatz pro Tag 40 Stck
Materialkosten:
Brötchen -.25 40 x 0,25– 10,–
Butter -.07 40 x 0,07 2,80
Aufschnitt -.25 40 x 0,20 8,00
Lohn 2 Std a 5,– 10,–
Anteil Arbeitsmaterial und Geschirr 2,–
Verlust (für evtll. nicht verkaufte Brötchen) 3,–
35,80
Gewinn 4,–
39,80
Verkaufspreis: 40 Brötchen kosten somit je Stck 1,–
Teil 2
Kostenrechung einer Schülerfirma mit Gemeinkosten und Investitionen
Dazu ein Beispiel einer Kostenrechnung einer Schülerfirma, die Handtaschen näht und verkauft.
Meistens entstehen unabhängig von der Umsatzgröße des Unternehmens, mehrere Kosten; die als Gemeinkosten oder sogar auch als Investitionen bei der Kostenrechung zu berücksichtigen sind.
Aber nicht nur die
- Gemeinkosten
- und eine möglichst genaue Absatzplanung
- auch die individuellen Herstellungskosten,
sind die Grundlage einer soliden Kostenrechnung.
Hier dazu ein Beispiel :
Gemeinkosten
Kauf einer Nähmaschine = € 200,00 | |
Einsatz über 4 Jahre, Restwert € 150,– pro Jahr= | € 50,– |
VHS Kurs „Nähen“, 4 x € 25,– | € 100,– |
Schneiderwerkzeug, Schere, Maßband usw. = | € 25,– |
Miete für Verkaufsstand Schule = | € 20,– |
Flyer und Plakate= | € 65,– |
Summe |
€ 260,– |
Davon gesponsert: | € 50,– |
Gesamt | € 210.– |
- B. Absatzplanung
Für eine vertretbare Kostenrechung ist eine möglich genaue Absatzplanung notwendig.
Nur so können die Gemeinkosten anteilmäßig berücksichtigt werden.
C.Individuelle Herstellungskosten
Material pro Stück | € 3,00 |
Lohn pro Stück 1/2 Stunde | € 3,00 |
Gesamt pro Stück | € 6,00 |
Daraus ergibt sich folgende Kostenrechung:
Gemeinkosten | € 210,00 |
Geplanter Absatz 90 Taschen bei einem Herstelllungspreis € 6,00/Stck |
€ 540,00 |
Zwischensumme |
€ 750,00 |
Möglicher Verlust (z.B Verschnitt) | € 55,00 |
Gesamt |
€ 835,00 |
Gewinn 10% | € 83,50 |
Preis für 90 Taschen | € 918,50 |
In der Kostenrechung ergibt sich ein Verkaufspreis pro Tasche von : € 10,20
Teil 3
Nach den bisher gezeigten Beispielen von Kostenrechungen für Schülerfirmen nun ein Blick in die reale Wirtschaft . Hier ist die Kostenrechnung, je nach Größe des Unternehmens, sehr komplex.
In der Abteilung Controling angesiedelt, werden dafür Budgets über kurz- bis langfristige Zeiträume erstellt, in denen versucht wird alle möglichen Einflußfaktoren einzubeziehen. Neben dem geplanten Absatz, Umsatz und Investitionen für Gebäude, Maschinen und Forschung sowie den fälligen Abschreibungen müssen Kosten aller Art in die Kostenrechnung einbezogen werden. Dazu gehören:
Verwaltungskosten, wie
- Geschäftsleitung
- Marketing und Werbung
- Buchhaltung und Finanzwesen
- Personalabteilung
- Rechtsabteilung
Herstellungskosten, wie
- Produktentwicklung
- Material und Lohn
- Produktionsmaschinen
Vertriebskosten, wie
- Aussendienst
- Fuhrpark
- Versandkosten
Allgemeinkosten , sofern sie nicht anderen Bereichen zugeordnet sind
- Abschreibungen
- Telekommunikationskosten
- Hausreinigung, Gartenpflege
- Hausmeister
- Aus- und Fortbildung
- Steuern, Abgaben und Beiträge
- Energiekosten
- Patentkosten und Lizenzgebühren
- Versicherungen
- Miete und Reparaturen
Außerdem muß natürlich ein angemessener Gewinn bei der Planung berücksichtigt werden.
Obwohl bei den hier aufgezeigten Modellen die Berechungen schon recht umfangreich sind, werden in der Praxis nahezu für jedes Produkt, oder mindestens für jede Produktgruppe individuelle Kostenrechnungen erstellt.
Man unterscheidet dabei zwischen den Fixkosten, die auf alle Produkte umgelegt werden (Beispiel: Verwaltungs- und Allgemeinkosten) und den variablen Kosten, die ausschließlich von dem einzelnen Produkt verur-sacht werden, wie z.B. Produktionskosten inkl. Material.
Diese, sehr vereinfachte aufgezeigte Darstellung wird in Großbetrieben von einer größeren Anzahl von Mitarbeitern laufend bearbeitet und aktualisiert. Dabei ist heute mehr denn je Flexibilität gefragt.
Ein Blick in die Tageszeitung mit den unendlichen vielen Rabatt-Aktionen zeigt, dass unter dem Konkurrenzdruck, und um mehr Umsatz zu erzielen, massive Zugeständnisse gemacht werden, wie z.B.
- Die Gemeinkosten werden nur teilweise einbezogen
- Der erforderliche Gewinnaufschlag wird reduziert
- Investitionen werden nur teilweise in die Kostenrechung überrnommen
Das schmälert nicht nur den Gewinn und verhindert Investitionen sondern kann auch zur Gefährdung der Existenz führen.